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Seminar Dorf- und Landentwicklung Thierhaupten


Seminar_Dorfentwicklung_bild1Ein Dorfladen braucht herzliches Personal.

Beim Seminar in der Schule der Dorf- und Landentwicklung Thierhaupten (SDL) gibt es viele Tipps zur Gründung eines Geschäfts.

Akzeptanz der Bürger ist wichtig.

Die Grundversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln wird gerade  in kleinen Orten immer schwieriger oder sie ist bereits zusammengebrochen. Diese Entwicklung muss man laut einer Pressemitteilung der Schule der Dorf- und Landentwicklung (SDL) in Thierhaupten nicht so hinnehmen. Es gebe Möglichkeiten, die Nahversorgung aufrecht zuhalten, wenn man bereit sei, herkömmliche Wege zu verlassen. An der SDL gab es hierzu ein Seminar zur Gründung eines Dorfladens.

Die 18 Teilnehmer kamen aus Schwaben, Oberbayern und Mittelfranken. Wenn ein Nachbarschaftsladen ein eigenes unverwechselbares Profil und eine gute Vermarktungsstrategie entwickelt, dann stellt sich auch Erfolg ein, hieß es von den beiden Seminarleitern, Gerlinde Augistin, die Geschäftsführerin der SDL, und Wolfgang Gröll, Berater im Einzelhandel.

Beeindruckend waren die Praxisberichte vom Dorfladen Hurlach (Landkreis Landsberg/Lech). Der Vorstandsvorsitzende des Dorfladens, Helmut Weihrather, zeigte auf, dass sich der Dorfladen trotz großer Konkurrenz im nahen Umfeld gut behauptet. Im Angebotssortiment werde besonders auf Qualität und Frische gesetzt.

Nicht zu unterschätzen ist qualifiziertes und motiviertes Personal. Auch der Dorfladen Ettenbeuren (Landkreis Günzburg) funktioniere gut. Als der letzte Laden im Ortskern schloss, wurde den Bewohnern der Verlust schmerzhaft bewusst. Viele wollten dies nicht so hinnehmen und wurden initiativ tätig. Längst habe der Ort wieder einen gut funktionierenden Dorfladen, der schwarze Zahlen schreibt und für etliche Frauen am Ort einen Teilzeitjob bietet.

Ein Nachbarschaftsladen erfülle viele wichtige Funktionen für Jung und Alt. Er gewährleiste die Grundversorgung, schaffe Arbeitsplätze und unterstütze regionale Kreisläufe. Darüber hinaus sei er oft ein wichtiger sozialer Mittelpunkt. Aber ein Nachbarschaftsladen funktioniere nur, wenn die Dorfgemeinschaft eingebunden sei und der Laden angenommen werde. Beratung und professionelle Unterstützung sei daher vor allem in der Gründungsphase dringend notwendig.

Regionalisierung hilft Die „Psychologie des Kaufverhaltens“ sollte genutzt werden. Der „Verstand“ möchte möglichst billige Produkte. Der „Bauch“ will Geschmack und Qualität. Für die Praxis bedeutet das eine polarisierte Preisgestaltung. Bei Lebensmitten wie Zucker, Butter und Mehl sollen niedrige Preise anboten werden. Bei regionalen und hochwertigen Produkten ist die Bereitschaft größer, entsprechende Preise zu bezahlen. Dorfläden profitieren auch von der Regionalisierung, dem Wunsch nach Geschmack, Service und Qualität. Die Herzlichkeit des Personals im Umgang mit dem Kunden ist das A und O.

Erst wenn sich abzeichnet, dass die Bürger einen Laden möchten, soll man eine Machbarkeitsstudie erstellen und sich um die geeignete Betreiberform Gedanken machen.

Jeder Dorfladen braucht ein eigenes Profil und soll sich im Service und Angebot von den gängigen Discountern unterscheiden. Der genossenschaftlich organisierte Dorfladen in Ettenbeuren war der erste Dorfladen im Landkreis Günzburg. Mittlerweile existieren dort drei weitere Einrichtungen nach dem Vorbild von Ettenbeuren. Der Dorfladen Ettenbeuren war von Beginn an ein echtes Erfolgsmodell und schreibt vom ersten Jahr an ununterbrochen schwarze Zahlen. Beeindruckend ist das große Engagement und das hohe Maß an Kreativität des gesamten Dorfladenteams. Dies verdeutlichen sowohl die Ladengestaltung als auch die angenehme Atmosphäre, welche zum Verweilen einlädt.

Die besondere Freundlichkeit und Kompetenz der heimischen Verkäuferinnen ist Konzept und schafft Kundenbindung. Neben dem Tagesgeschäft werden zahlreiche Feste veranstaltet, die Besucher aus Ettenbeuren und über die Landkreisgrenze hinaus anlocken. Ettenbeuren ist zum Modellprojekt für weitere orfläden „von Bürgern für Bürger“ geworden und hat sich als „Marke“ etabliert.

 

Quelle: https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg-land/Ein-Dorfladen-brauchtherzliches-Personal-id16994171.html