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Das Bürgerprojekt Dorfladen läuft rund


Das Bürgerprojekt Dorfladen läuft rund

Einkaufsmöglichkeit und Treffpunkt: Aßmannshardter Dorfladen wird gut angenommen

Assmanshardt

Rainer Gerster kauft mit seiner Enkelin Emma bei Doris Burkhardt im Aßmannshardter Dorfladen ein.

Der Berater hatte Verluste vorhergesagt. Doch er lag falsch. Vor fünfeinhalb Jahren eröffneten die Aßmannshardter ihren Dorfladen. Das Bürgerprojekt Laden hat sich zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. „Wir schreiben seit dem ersten Jahr schwarze Zahlen“, sagt der ehrenamtliche Geschäftsführer Frank Sauter.

„Der Dorfladen ist das beste, was Aßmannshardt passieren konnte“, findet Rainer Gerster, ein Stammkunde im Geschäft in der Weihergasse. Dass die Aßmannshardter nicht für jeden Einkauf nach Schemmerhofen oder noch weiter fahren müssen, verdanken sie der Initiative des Ortschaftsrats. Als der letzte Laden zumachte, beschloss der Ortschaftsrat, das Versorgungsproblem anzugehen. So entwickelte sich aus einem selbst organisierten samstäglichen Backwarenverkauf beim Rathaus der Dorfladen. Er wurde in Form einer Mini-GmbH, einer Unternehmergesellschaft mit geringem Stammkapital gegründet. Rund 80 Aßmannshardter erwarben als stille Gesellschafter Anteilsscheine zum Preis von je 200 Euro. „Unser Laden ist ein Bürgerprojekt“, sagt der ehrenamtliche Geschäftsführer Frank Sauter. Die Gemeinde steht hinter der Idee. Sie kaufte das Gebäude mit Hilfe von Mitteln aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum und baute es um.

Sechs Mitarbeiterinnen beschäftigt der Laden zurzeit, die Kundschaft reicht von Kindern, die ihr Taschengeld in Gebäck oder Süßes investieren, über junge Mütter bis zu Senioren. „Wir zählen etwa 130,140 Kunden pro Tag“, berichtet Frank Sauter. Das Hauptgeschäft läuft am Morgen. „Dreiviertel des Umsatzes machen wir vormittags“, sagt Sauter. Die Nähe zur Bushaltestelle und zum Kindergarten bringe Laufkundschaft. Aber auch der Sonntagsverkauf von Backwaren wird gut angenommen. „Da erreichen wir in zwei Stunden einen Umsatz wie werktags in drei Stunden“, sagt Sauter. Allerdings entstehen auch Kosten. Selbst wenn nur zwei Stunden geöffnet ist, muss alles hergerichtet, nach Ladenschluss aufgeräumt und die Kasse gemacht werden, das bedeutet Lohnkosten. „Aber es trägt sich. Selbst wenn wir sonntags ein wenig im Minus wären, würden wir öffnen“, so Sauter. Es gehe um die Kundenbindung.

Das Hauptgeschäft bilden Back- und Wurstwaren von regionalen Anbietern. „Sie machen 40 bis 50 Prozent der Einkäufe aus“, berichtet Sauter. Es folgten Molkereiprodukte mit 15 Prozent. Der Rest sei im Grund ein Zusatzangebot, das man machen müsse. Dem Geschäftsführer ist klar, dass die Kunden nicht nur im Dorfladen kaufen. „Die Großeinkäufe erledigen sie beim Discounter. Aber wir können von dem Volumen, das den Bürgern für Einkäufe zur Verfügung steht, einen guten Teil abgreifen.“ Das liege an den Back-, Wurst- und Molkereiprodukten. „Man muss Qualität bieten, dann überlebt man als kleiner Dorfladen.“ Vom ersten Jahr an schrieb das Geschäft in der Weihergasse schwarze Zahlen. „Unser Berater hatte Verluste vorhergesagt“, erzählt Sauter.

Großen Gewinn muss der Dorfladen freilich nicht abwerfen. „Als selbstständiger Kaufmann wäre der Laden nicht wirtschaftlich zu betreiben. Die Margen im Einzelhandel sind so gering“, weiß der Geschäftsführer. In der Vergangenheit habe der Überschuss 3000 bis 5000 Euro pro Jahr betragen. Ein Teil davon fließt in die Rücklagen, ein Teil geht an die Anteilseigner. Aber denen gehe es gar nicht ums Geldverdienen, weiß Sauter. „Sie wollen einen Dorfladen.“

Und der ist für die Aßmannshardter mehr als eine Einkaufsmöglichkeit. „Man kennt sich und redet“, erzählt Verkäuferin Doris Burkhardt. Der Laden, in dem man auch Kaffee trinken kann, bildet einen Treffpunkt. „Montags kommt eine Gruppe Sportlerinnen auf einen Kaffee, mittwochs und donnerstags sind auch Frauengruppen da, am Freitag treffen sich acht Seniorinnen und Senioren immer von 9.30 bis 11 Uhr“, berichtet Doris Burkhardt. „Man fühlt sich hier einfach wohl. Ich freue mich immer auf den Freitag“, sagt Rainer Gerster. „Der Laden ist eine Bereicherung. Er macht Aßmannshardt als Wohnort attraktiv“, findet Sauter.

Quelle: Schwäbische Zeitung 11.01.2017, Birgit van Laak